Smartphone wegwerfen, abkoppeln und aussteigen?
Ein Selbstversuch mit Datenfasten macht
schnell klar, das Aussteigen kaum möglich
ist. Selbst wenn man individuell jede aktive
Datenerzeugung vermeiden möchte, gerät man
in der digitalisierten Umwelt, die uns umgibt
schnell an Grenzen, spätestens bei der Bank,
beim Arzt, im öffentlichen Verkehr, wenn wir
den Personalausweis nutzen, etc. Zudem wäre
man privat und bei der Arbeit schnell
isoliert.
Gesellschaftliche Teilhabe wäre
deutlich eingeschränkt.
Kritische Einordnung, bewusste Datenperformance, gegen
Diskriminierung
Aufklärung über die Zusammenhänge und der bewusste Umgang mit der wachsenden Transparenz unseres Lebens und dem Vorhandensein von Angeboten, die auf BDA und ADM beruhen, sind ein erster Schritt.
Selbst wenn sich die Mediennutzung dadurch zunächst nicht verändert, beobachten wir genauer, wo uns das Wissen um Transparenz, Vergleich und Kontrolle durch Tracking und Selbsttracking beeinflusst. Vielleicht inszenieren wir uns noch bewusster?
Das Wissen um den personalisierten Charakter vieler Angebote kann uns zu kritischeren Verbrauchern machen, die nicht so leicht zu manipulieren sind und nicht in einer „Filterbubble“ verharren.
Wir nehmen wacher wahr, wo Datenanalyse Menschen
diskriminiert.
Datensparsamkeit, Kryptografie
Mit ihrem Buch „Mich kriegt ihr nicht! Gebrauchsanweisung
zur digitalen Selbstverteidigung“
(2013) stellten Steffan Heuer und Pernille Tranberg
die wichtigsten Möglichkeiten zusammen.
Digitale Selbstverteidigung bedeutet:
• den sparsamen Umgang mit Daten
• die Nutzung aller Möglichkeiten zum Datenschutz
(Cookies löschen, Trackingverbote aktivieren, Mikro
ausschalten...)
• die Nutzung mehrerer Browser und Suchmaschinen
• die Verschlüsselung von Kommunikation
Das kann
man bei KryptoParties lernen. Das sind Events, bei denen in unterhaltsamer
Form möglichst abhörsichere verschlüsselte
Kommunikationsformen vorgestellt werden.
http://de.wikipedia.org/wiki/CryptoParty
Anleitungen findet man bei digitalcourage:
https://digitalcourage.de/digitale-selbstverteidigung
• Diese Strategien werden durch Tracking der Metadaten
und die Neukombination von Daten unterlaufen.
Auch bei Kryptografie (Verschlüsselung)
fallen Metadaten an, z.B. bei What´s App.
• Alternative Software und Dienste können sich
oft schwer durchsetzen, weil viele Nutzer Kommunikation
gern da platzieren, wo „alle“ sind und
weil die „Großen“ bequem sind.
• Digitale Selbstverteidigung erfordert gute Anwenderkenntnisse
und viel Selbstdisziplin und
schließt dadurch Gruppen aus.
• diese individuellen Ansätze verlagern die Verantwortung
für die Risiken auf die einzelnen NutzerInnen. Sie haben sich im Zweifelsfall nicht
ausreichend geschützt, nicht alle „Privacy-Optionen“
angeklickt und doch sowieso den AGB´s zugestimmt...
Wenn digitale Selbstverteidigung nur für
überdurchschnittlich sachkundige und
selbstdisziplinierte Menschen praktikabel
ist, dann verstärkt eine Gesellschaft, in
der digitale Selbstverteidigung nötig ist, tendenziell Diskriminierung und Ungleichheit.
Auf politischer Ebene muss z.B. ausgehandelt
werden:
• Wer darf welche Daten sammeln und weitergeben?
• Unter welchen Bedingungen? Wie lange?
• Welche Nutzungsformen / Produkte aus
Datenanalyse sind ethisch o.k.?
• Wer trackt die Tracker? Welche Strukturen
brauchen wir um eine so globale, technisch
anspruchsvolle Entwicklung zu kontrollieren?
Engagement als BürgerIn – über die Parteien
Nehmen Sie die demokratischen Parteien in die Pflicht! Prüfen Sie, wie sich die Parteien zu Fragen von Datenanalyse äußern,
nehmen Sie Einfluss!
Parteien zu Datenpolitik (in alphabetischer Reihenfolge): Bündnis90/Die Grünen, CDU, Die Linke, FDP, Piratenpartei, SPD
Engagement als VerbraucherIn -
Positionieren Sie sich kritisch und bewusst.
Fordern Sie besseren Verbraucherschutz und unterstreichen Sie das durch das eigene Kauf- und Nutzungsverhalten.
Bundesverband der Verbraucherzentralen
www.vzbv.de
Engagement als BürgerIn - zivilgesellschaftlich
Wir brauchen viele gute Ideen, Fantasie, Initiative und Aktionsformen. Vielleicht
macht es Sinn, vor Ort selbst etwas zu
starten?! Es gibt aber auch schon zahlreiche Organisationen, die sich mit der Gestaltung
der digitalen Gesellschaft auseinander-setzen,
und die Rechte der Nutzer
stärken wollen.
Seit 2004 setzt Klicksafe den Auftrag der EU-Kommission um, Internetnutzern die kompetente und kritische Nutzung von Internet und Neuen Medien zu vermitteln.
In der ethischen Handlungsempfehlung von klicksafe.de wird ein Vier-Punkte-Programm vorgeschlagen, in dem digitale Selbstverteidigung der erste Schritt ist; es folgen politisches Engagement und die Etablierung eines Big-Data-Kodex, um schließlich „Privacy by Design“ zu erreichen.
www.klicksafe.de/themen/medienethik/privatsphaere-und-big-data/was-koennen-wir-tun/
Digitalcourage e.v. engagiert sich seit 1987 für Grundrechte, Datenschutz und eine lebenswerte Welt im digitalen Zeitalter. Seit 2000 verleiht der gemeinnützige Verein die BigBrotherAwards.
ccc.de
Der Chaos Computer Club e. V. (CCC) ist die größte europäische Hackervereinigung und seit über dreißig Jahren Vermittler im Spannungsfeld technischer und sozialer Entwicklungen.
netzpolitik.org
ist eine Plattform für digitale Freiheitsrechte. Wir thematisieren die wichtigen Fragestellungen rund um Internet, Gesellschaft und Politik und zeigen Wege auf, wie man sich auch selbst mit Hilfe des Netzes für digitale Freiheiten und Offenheit engagieren kann.
DIGITOPIA
Zukunftswerkstatt, Planspiel. Für 8-40 Personen, ab 16 Jahre.
Tools zur Verschlüsselung von SIN
Ein erster Schritt: Datensparsamkeit. Um dich und deine Geräte abzusichern, hat Studio im Netz paar Tipps und hilfreiche Tools zusammengestellt.
Sichere Daten, 03:02 Min.
Erste Anregungen zum Schutz der Privatspäre.
Produktion Quarks & Co., WDR
DIGITOPIA Animation, 04:14 Min.
Animation mit Musik, Kunstvideo von Miwa Matreyek, 2005, CalArts
Hansaring 84-86
50670 Köln
0221 130 5615-0
www.jfc.info
Sie haben Ideen für einen Workshop oder Fragen rund um BIG DATA? Gerne helfen wir Ihnen weiter...
Kontakt: Gerda Sieben und Esther Lordieck
esther.lordieck@jfc.info
0221 1305615-26